Paradoxon mit Namen

Wer bin ich? Wer bin ich? Wer kann ich sein?

Irgendwie bin ich nichts so richtig ganz, sondern hab‘ von allem ein bisschen.
Ich bin nicht wirklich lustig, aber ernst bin ich auch nicht.
Bin nicht besonders mutig, aber auch nicht nur ängstlich.
Bin nicht super schlau, aber auch nicht ganz dämlich.
Bin wie alle anderen und doch niemandem komplett ähnlich.
Bin kein Kind mehr, doch auf keinen Fall erwachsen.
Bin gern Frühaufsteher, nur nicht beim Aufwachen.
Bin gut, aber nie die Beste.
Bin schnell, aber nie die Erste.
Ich weiß nicht viel, eher von vielem ein bisschen.
Aber vor allem kann ich ziemlich gut vermissen.
Vermissen was mal war und wer mal war.
So gut, dass ich manchmal sogar das vermiss, was nie war
oder was vielleicht noch kommt.

Manchmal bilde ich mir zwar ein, dass ich was Besonderes bin und mal was Bedeutendes erschaff‘,
aber mal ganz ehrlich, wer hat das noch nie von sich gedacht?
Eigentlich bin ich nur ein winziger Mensch, der zu viel nachdenkt und zu wenige Leute kennt.
Und ich hab‘ von vielem ein bisschen, aber nichts in außergewöhnlichem Maß.
Ich würde gern die Welt sehen, doch hab‘ Heimweh schon bevor ich gehe.
Und wie gut verträgt sich Heimweh mit Fernweh?
Ich wär‘ gern spontaner, aber dafür liebe ich das Planen einfach mehr.
Und loslassen ohne die Kontrolle zu verlieren klappt auch nicht so sehr.
Trotzdem bin ich nie perfekt organisiert, weil ich gerne was vergess‘
oder auch bewusst ignorier‘.

Ja, irgendwie bin ich nichts so richtig ganz, sondern hab‘ von allem ein bisschen.
Ich will was verändern, doch fürchte Veränderungen selbst viel zu arg.
Will hoch hinaus, doch ist meine Höhenangst oft zu stark.
Will über mich hinauswachsen, ohne mein Schneckenhaus zu verlassen.
Will mutiger sein, aber schaffe es nicht meine Zweifel gehen zu lassen.
Will fliegen, aber niemals fallen.
Will gleichgültiger sein, aber manchmal doch anderen gefallen.
Will unabhängig sein, aber nie allein.
Und eigentlich will ich nur ich selber sein.
Denn ich weiß nicht viel, eher von vielem ein bisschen.
Aber vor allem kann ich ziemlich gut vermissen.
Vermissen was mal war und wer mal war.
So gut, dass ich manchmal sogar das vermiss, was nie war
oder was vielleicht noch kommt.

Wer bin ich? Wer bin ich? Wer kann ich sein?

Wenn ich eins sehr gerne hab‘, ist das meine Komfortzone, die ich äußerst ungern mal verlass‘.
Und genau das ist es was ich hass‘, denn ich weiß ich muss da raus, um meinen Platz zu finden.
Ich muss neue Dinge wagen, obwohl mich das mit Furcht erfüllt und mich komplett in meine Selbstzweifel hüllt.
Doch bevor ich suche, wo soll ich hin, sollte ich doch erstmal wissen wer ich bin.  

Ich bin ein Paradoxon mit Namen und das ist ok,
auch wenn mich dadurch nicht jeder versteht.
Ich hab von vielem ein bisschen und alles in meinem Maß
doch genau das ist es, was mich eigentlich ausmacht.
Ich lache so gerne wie ich diskutiere,
mag Menschen schon, aber noch mehr Tiere.
Ich bin manchmal schlau und manchmal naiv,
und wenn ich Gefühle entwickle, dann sind sie immer tief.
Ich bin irgendwas zwischen jung und alt
und ab und zu fehlt mir auch der Halt.
Ich hab‘ gleichzeitig Fernweh und Heimweh,
will hoch hinaus mit Höhenangst.
Ich will lernen ohne belehrt zu werden
und loslassen ohne die Kontrolle zu verlieren.
Ich will neues entdecken und nicht zu lange weg sein,
mich weiterentwickeln, sind die Veränderungen klein,
will unabhängig sein und trotzdem nie allein,
aber vor allem will ich ich selber sein.
Denn es ist immer die Mischung, die uns besonders macht
und der Grund, dass das Paradoxe in mir lacht.

17. Januar 2021


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